Jahresrückblick aus der Flüchtlingsarbeit 2017 unserer Flüchtlingsbeauftragten Barbara Ogbone

veröffentlicht im Blättle Althengstett vom 15.12.2017; außerdem hat der SchwaBo noch dazu berichtet 

Liebe Bürgerinnen und Bürger von Althengstett,

 

Der große Zuzug von Flüchtlingen nach Europa im Herbst und Winter 2015 ist nun zwei Jahre her. Zum Jahresende möchte ich Ihnen gerne einen Rückblick auf die Entwicklungen in der Flüchtlingsarbeit unserer Gemeinde geben.

Momentan leben 100 Flüchtlinge in unserer Gemeinde in allen drei Ortsteilen. Gegenwärtig wohnen in Althengstett acht, in Neuhengstett zwei und in Ottenbronn eine Familie mit Kindern. Dazu kommen alleinstehende Männer in fünf gemeinschaftlichen Unterkünften.

Hatten wir anfänglich sehr viele alleinstehende Männer, so hat sich das Bild im Jahr 2017 stark gewandelt. Sehr viele Männer haben Wohnungen oder Arbeit anderswo gefunden und sind weggezogen. Aber es konnten auch zwei sehr große syrische und irakische Familien privaten Wohnraum finden und haben die Gemeinde verlassen.

Wir hatten eine hohe Fluktuation, darunter viele Menschen, die freiwillig in ihre Heimatländer zurückkehrten, aber auch Abschiebungen. So sind im Jahr 2017 17 Asylbewerber aus Albanien, Georgien, Kosovo, Marokko, Pakistan, Somalia und Syrien in ihre Heimat zurückgekehrt. Ein knappes Dutzend abgelehnte Asylbewerber ist untergetaucht und wurde abgemeldet.

Wo Kapazitäten frei wurden, haben wir wieder Flüchtlinge aus den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises aufgenommen – überwiegend Familien aus Syrien und Afghanistan. So haben wir Leerstand vermieden und sind gleichzeitig sehr gut im Soll, das die Kommunen bei der Flüchtlingsaufnahme erfüllen sollen.

Der Familiennachzug fiel insgesamt gering aus. Von den uns ursprünglich zugewiesenen Männern holte nur ein Vater seine Familie nach. Weiterer Nachzug ist nicht zu erwarten. Aus den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises nahmen wir drei Männer auf, deren Familien nachkamen. Die nachgezogenen Familien sind alle hochmotiviert am Erlernen der deutschen Sprache und bemühen sich sehr um Integration.

Insgesamt können wir in Althengstett eine positive Bilanz ziehen:

  • Die Kinder haben sich ganz überwiegend sehr gut im Schulsystem eingefunden, machen gute Fortschritte beim Deutscherwerb und nehmen Angebote der Sportvereine und des Jugendtreffs gerne an.

  • Alle Flüchtlinge, die zu einem Sprachkurs zugelassen sind, haben mittlerweile Sprachkursplätze.

  • Viele Asylbewerber haben inzwischen Arbeit gefunden – auch bei örtlichen Unternehmen.

  • Wir haben sieben Flüchtlinge, die in diesem Herbst eine Ausbildung angefangen haben: in der Altenpflege, Hauswirtschaft, als Maurer und als Verwaltungsfachangestellter auf unserem Rathaus.

Wir wissen, dass es immer wieder auch zu Problemen kommt, wie beispielsweise den Situationen, in denen ein Asylbewerber in Althengstett wiederholt betrunken auf der Straße zusammenbrach. Davor verschließen wir die Augen nicht und tun das Bestmögliche, um Situationen aufzufangen, den zugewiesenen Asylbewerbern und Flüchtlingen Orientierung zu bieten, aber auch Grenzen aufzuzeigen und Integrationsbemühungen einzufordern. Insgesamt aber denken wir: Althengstett ist bei der Integration der Flüchtlinge auf einem guten Weg.

Der besondere Dank der Gemeinde gilt:

  • Dem Arbeitskreis Asyl e.V., der die Flüchtlinge auch durch das Jahr 2017 kontinuierlich begleitet hat. Unterstützt wurde beispielsweise durch: ehrenamtlichen Deutschunterricht, Vermittlung in Arbeit und Vereine oder Hilfe bei Behördengängen und dem Ausfüllen von Dokumenten. Der Erfolg dieser Arbeit wurde beim diesjährigen Winterzauber sichtbar: Der Stand mit internationalen Köstlichkeiten, die von den Familien zubereitet worden waren, stieß auf großes Interesse bei den Weihnachtsmarktbesuchern. Kinder und Jugendliche aus den Familien bewirteten die Gäste mit sichtlicher Freude. Als Flüchtlingsbeauftragte möchte ich mich ganz besonders für die gute Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen bedanken! Gemeinsam konnten wir über die letzten 1,5 Jahre viele Probleme aus dem Weg räumen und gemeinsame Leitlinien finden um die Integration vor Ort voranzutreiben. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit im nächsten Jahr!

  • Den Schulen und Kindergärten sowie dem Familienzentrum und dem Jugendtreff, die viel dafür getan haben, dass wir 15 Kinder im Jahr 2017 neu in den Schulen und Kindergärten aufnehmen und gut fördern konnten. Für das große Engagement der Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher und den Leitungen, die diese Aufgabe beherzt angegangen sind, danken wir!

  • Den Althengstetter Unternehmerinnen und Unternehmern, die Praktikums-, Arbeits- und Ausbildungsplätze an Asylbewerber und Flüchtlinge vergeben haben. Nicht wenige Fragen gab es zu klären und viel Papier war oft auch damit verbunden – dennoch sind Sie es angegangen und haben damit auch ein großes Stück zum Gelingen der Integration beigetragen. Dafür herzlichen Dank!

  • Und nicht zuletzt allen Bürgerinnen und Bürgern, die mit kleinen und großen Gesten und Worten zu einem offenen Zusammenleben in Althengstett beigetragen haben!

Ich wünsche Ihnen frohe und gesegnete Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch in das neue Jahr 2018, in dem sicher wieder viele Herausforderungen, aber auch gute Momente des Zusammenwachsens auf uns warten.

Ihre Flüchtlingsbeauftragte

Barbara Ogbone